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Einbruchschutz: Türen, Fenster und ihre Widerstands­klassen

Einbruchschutz: Türen und Fenster sind entscheidend

In einer Welt, in der Sicherheit eine immer grössere Bedeutung einnimmt, steigt die Wichtigkeit von baulichem Einbruch­schutz­: Türen und Fenster spielen dabei eine wichtige Rolle. Doch Haupt- und Neben­eingangs­türen sowie Fenster­elemente gehören vielerorts zu den grössten Schwachstellen. Damit sie zielführend für Sicherheit sorgen, müssen sie den Anforderungen der benötigten Wider­stands­klasse genügen. 

Entscheidend für die Gebäudesicherheit ist der bauliche Einbruchschutz: Türen und Fenster, die zuverlässig Sicherheit bieten, sind unverzichtbare Elemente.  Damit sie Einbrüche verhindern, müssen sie die Vorgaben der jeweiligen Wider­stands­klasse erfüllen.  Diese standardisierten Klassen definieren die einbruch­hemmenden Eigenschaften und sind in sechs sogenannte RC-Stufen unterteilt (RC für Resistance Class). Dabei entspricht die Widerstands­klasse RC 1 dem niedrigsten Schutzniveau, während die Widerstands­klasse RC 6 den höchsten Schutzfaktor gewährleistet. Für die meisten Objekttypen kommen die Widerstands­klassen RC 1 bis RC 3 zum Einsatz.

Widerstandsklassen RC1 bis RC6: Was bedeuten sie für den Einbruch­schutz?

Die verschiedenen Widerstands­klassen geben Auskunft über die Schutz­fähigkeit von Türen und Fenstern bei Einbruchsversuchen. Diese Klassifizierung ermöglicht es, die Wirksamkeit von Produkten gegen verschiedene Einbruchsarten zu bestimmen. Dabei hängt die die einzusetzende Wider­stands­klasse von mehreren Faktoren ab:

  • Art des Gebäudes
  • Lage des Immobilienobjekts
  • Zu schützender Sachwert, evtl. notwendiger Personenschutz
  • Erforderliche Interventionszeit für einen erfolgreichen Einbruchsvorgang

Jede Widerstandsklasse verfügt über eine Definition des potenziellen Täterprofils sowie des Anwendungsgebiets:

Wider­stands­klasse
Täterprofil und Anwendungsgebiete
RC 1*      

Der Gelegen­heits­einbrecher versucht, mit Hilfe kleiner einfacher Werkzeuge und körperlicher Gewalt  Zutritt zu erlangen, z.B. durch Treten, Schulterstösse, Hochheben, Herausreissen.

Anwendungsgebiete
  • Abdeckung des Grund­sicherheits­bedarfs, vor allem gegen Vandalismus
  • Gebäude ohne direkten Zugang im Erdgeschoss
RC 2      

Der Gelegen­heits­einbrecher versucht zusätzlich mit Hilfe einfacher Werkzeuge Zutritt zu erlangen, z.B. mit Schrauben­dreher, Zange, Keil und bei Gitter­elementen oder frei­liegenden Bändern mit Hilfe kleiner Handsägen. 

Widerstandszeit: 3 Minuten

Anwendungsgebiete
  • Durchschnittliches Einbruchsrisiko
  • Wohngebäude
  • Gewerbegebäude
  • Öffentliche Gebäude
RC 3      

Der Einbrecher versucht Zutritt zu erlangen mit Hilfe eines Kuhfusses, eines zusätz­lichen Schrauben­drehers sowie Hand­werkzeugen, wie einem kleinen Hammer, Splint­treiber und einem mechanischen Bohrer. 

Widerstandszeit: 5 Minuten

Anwendungsgebiete
  • Wohngebäude
  • Gewerbegebäude
  • Öffentliche Gebäude
RC 4     

Der erfahrene Einbrecher nutzt zusätzlich einen schweren Hammer, eine Axt, Stemmeisen sowie einen tragbaren batterie­betrie­benen Bohrer. 

Widerstandszeit: 10 Minuten

Anwendungsgebiete
  • Gewerbegebäude
  • Öffentliche Gebäude
RC 5     

Der sehr erfahrene Einbrecher nutzt zusätzlich Elektro­werkzeuge, z.B. Bohrer, Loch- und Stichsäge und einen Winkel­schleifer mit einer Scheibe von max. 125 mm Durch­messer.

Widerstandszeit: 15 Minuten

Anwendungsgebiete
  • Hohe Sicherheits­anfor­derungen
  • Gewerbegebäude
  • Öffentliche Gebäude
RC 6     

Der sehr erfahrene Einbrecher nutzt zusätzlich Spalt­hämmer, leistungs­starke Elektro­werkzeuge, z.B. Bohrer, Loch- und Stichsägen und einen Winkel­schleifer mit einer Scheibe von max. 230 mm Durch­messer.

Widerstandszeit: 20 Minuten

Anwendungsgebiete
  • Sehr hohe Sicherheits­anfor­derungen
  • Gewerbegebäude
  • Öffentliche Gebäude 

*Elemente der Widerstandsklasse 1 (RC 1) sollten nur dort zum Einsatz kommen, wo der Täter nicht aus festem Stand arbeiten kann: z. B. Notausgänge, die zu Leitern führen oder verglaste Elemente, die nur mit Leitern erreichbar sind (nicht ebenerdig).

 

Eingesetztes Einbruchswerkzeug

Den Widerstandsklassen RC2 bis RC6 sind spezifische Einbruchswerkzeugssätze zugeordnet, die in der Regel zum Einsatz kommen: 

Werkzeugsatz für Einbruch



Tests von Türen und Verglasungen mit Einbruch­schutz: Wie laufen sie ab?

Spezialisierte Testlabors prüfen die Einbruchhemmungswirkung von Türen und Fenstern gemäss den europäischen Normen EN 1627-1630. Verschiedene Tests setzen die Produkte realen Einbruchsszenarien aus, um ihre Widerstandsfähigkeit zu bewerten:

  • Statische Belastung

    Test der Tür hinsichtlich Stabilität und Widerstandsfähigkeit gegenüber körperlicher Gewalt. 

  • Hebelversuche 

    Bearbeiten der Tür mit verschiedenen Hebelwerkzeugen, um zu prüfen, wie gut sie diesen Angriffen standhält.

  • Bohrversuche

    Bohren von Löchern in die Tür, um ihre Beständigkeit gegen elektrische Bohrmaschinen zu testen.

  • Angriff auf Türbeschläge

    Eine besondere Prüfnorm betrifft Türbeschläge. Sie umfasst verschiedene Angriffsarten, darunter auch den Hebelversuch, um die Einbruchhemmung der Beschläge zu prüfen.

  • Zusätzliche Tests

    Bei besonders hohen Sicherheitsanforderungen kommen zusätzlich Prüfverfahren zur Messung der Durchschusshemmung mit verschiedenen Schusswaffenarten zur Anwendung (Wider­stands­klassi­fizierung FB 1 bis FB 6). Zur Bewertung der Sprengwirkungshemmung erfolgen Tests mittels Stossrohr oder durch Freilandversuche mit 3 bis 20 kg Sprengstoff gemäss Prüfnorm EN 13123-1 und 12123-2 (für die Wider­stands­klassi­fizierungen EPR 1 bis EPR 4 sowie EXR 1 bis EXR 5).

Mindest­anforderungen an die Verglasung 

Um die einbruch­hemmende Wirkung von Türen und Fenstern zu gewährleisten, spielt auch die Verglasung eine Schlüsselrolle. Schwachstellen an Fenstern und Verglasungen von Türen nutzen Einbrecher häufig aus, um sich Zugang zu einem Gebäude zu verschaffen. Aus diesem Grund sind die Mindestanforderungen an die Verglasung von grosser Bedeutung.

Die Vorgaben für die Verglasung sind ebenfalls durch europäische Normen geregelt und tragen zur Gesamtbewertung der Einbruchhemmung bei. Auch diese Anforderungen sind in Widerstandsklassen festgehalten. Sie kennzeichnen die Widerstandsfähigkeit der Verglasung bei physischen Angriffen – sei es durch körperliche Schläge oder durch Einschlagen mit Werkzeugen. 

Anforderungen an die Verglasung bei verschiedenen Widerstandsklassen

Auch bei der Verglasung sind für jede Widerstandsklasse spezifische Anforderungen zu erfüllen, um die Abwehrfähigkeit bei Einbruchsversuchen zuordnen zu können:

  • RC 4

    Für Einbruchschutzfenster und -türen der Klasse RC 4 sind anspruchs­vollere Verglasungs­lösungen erforderlich. Mehrere Glasschichten in Kombination mit starken Zwischen­schichten erhöhen den Widerstand bei aggressi­veren Angriffen.

  • RC 5 und RC 6

    Die höchsten Widerstands­klassen erfordern eine besonders widerstands­fähige Verglasung. Hier kommt spezielles Panzer­glas oder Verbund­sicherheits­glas zum Einsatz. Diese bestehen jeweils aus mehreren Schichten Glas und Kunst­stoff und bilden eine äusserst widerstands­fähige Barriere.

Die Bedeutung der richtigen Verglasungswahl

Die Wahl der geeigneten Verglasung hat einen erheblichen Einfluss auf die Effektivität der Einbruch­schutz­massnahmen. Eine hochwertige Verglasung kann entscheidend sein, um einen Einbruchsversuch zu vereiteln. Daher ist es wichtig, bei der Evaluation von Einbruchschutztüren und -fenstern professionelle Beratung in Anspruch zu nehmen.

Die Anforderungen an die Verglasung sollten den Kontext des gesamten Sicherheitssystems einbeziehen. Nur ein ganzheitlicher Ansatz, der Tür- oder Fensterrahmen, Schliessmechanismen und Verglasung berücksichtigt, gewährleistet einen umfassenden Schutz.

Die Festlegung der Widerstands­fähigkeit der Glas­scheiben erfolgt durch die Norm SN EN 356. Diese Norm klassifiziert die Widerstands­kraft gegen manuelle Einbruchs­versuche mit verschiedenen Werkzeugen. Die Klassen P1A bis P5A und P6B bis P8B bewerten die Fähigkeit der Glasscheiben, unterschiedlichen Stufen von Angriffen standzuhalten. Sie kommen zusammen mit den jeweiligen RC-Klassen des jeweiligen Elements zum Einsatz: 

Wider­stands­klasse des jeweiligen Bau­elements (Türe, Fenster)
Erforderliche Widerstandsklasse der Glasscheibe gemäss SN EN 356:1999
RC 1 N  keine Anforderungen an die Verglasung**
RC 1       P2 A
RC 2 N  keine Anforderungen an die Verglasung**
RC 2      P4 A
RC 3      P5 A
RC 4      P6 B
RC 5      P7 B
RC 6      P8 B

**Diese Klassen sind ausschliesslich bei Anwendungen ratsam, bei denen kein direkter Zugang möglich ist (nicht ebenerdig). Für die Füllung bestehen keine Anforderungen. 

Die Befestigungen der Verglasungen und Füllungen müssen so beschaffen sein, dass sie statische und dynamische Belastungen aufnehmen können. Zudem müssen sie manuellen Einbruchsversuchen widerstehen und sollen sich von der Angriffsseite nicht entfernen lassen können.

Zusätzliche Überlegungen für die Verglasung

Neben der Erfüllung der Mindest­anforderungen für den Einbruchschutz gibt es weitere Faktoren, die bei der Wahl der Verglasung berücksichtigt werden sollten:

  • Schallschutz: Hochwertige Sicherheitsverglasung kann auch den Schallschutz verbessern, was bei lauten Umgebungen oder bei besonderen Anforderungen an Diskretion oder Ruhezonen von Vorteil ist.

  • Wärmeschutz: Moderne Verglasungslösungen mit einbruch­hemmenden Eigenschaften bieten oft verbesserte Wärme­schutz­eigenschaften, die zur Energieeffizienz des Gebäudes beitragen können.

  • Design und Ästhetik: Die eingesetzte einbruch­hemmende Verglasung sollte auch das ästhetische Erscheinungsbild des Gebäudes berücksichtigen, um eine harmonische Integration zu gewährleisten. Insbesondere bei  denkmalgeschützten Objekten spielen Vorgaben rund um das Design eine zentrale Rolle.

Besondere Vorgaben bei Notausgangs- und Paniktüren

Bei Bauelementen, die mit Notausgangs- oder Paniktür­verschlüssen ausgestattet sind, darf sich die Verglasung oder Füllung nicht mit entsprechenden Werkzeugen durchdringen lassen, um danach den Öffnungs­mechanismus zu bedienen und eine durchgangsfähige Öffnung zu schaffen. Gleiches gilt für den Bodenspalt (Bodenluft): Sobald ein Paniktür­verschluss zum Einsatz kommt, dürfen die Türen keinen offenen Bodenspalt aufweisen, um Manipulationen auf den Drücker mittels Drahtschlaufe zu vermeiden. In diesen Fällen ist eine Pushbar einzusetzen. Bei Verwendung eines klassische Türdrückers oder einer Panikstange ist eine Anschlag­schwelle einzusetzen.


Wirksamer Einbruchschutz: Türen und Fenster mit abschreckender Wirkung

Einbruchhemmende Türen und -fenster sind die ersten Verteidigungslinien gegen potenzielle Einbrecher und schrecken diese von Einbruchsversuchen ab – sofern eine professionelle Planung und Auswahl erfolgt. Mit der passenden Widerstandsklasse von RC1 bis RC6 lässt sich der Schutzfaktor der Türen und Fenster festlegen. Für die Bestimmung der massgebenden Widerstandsklasse gemäss den Sicherheitsanforderungen des Gebäudes, lohnt sich der Beizug eines Fachspezialisten. Ein qualifizierter Anbieter von einbruchhemmenden Türen und Fenstern bietet bereits in der Planungsphase die passende Unterstützung, indem er zusammen mit der Projektleitung oder der Bauherrschaft das erforderliche Schutzniveau festlegt und für eine sorgfältige Planung und präzise Montage sorgt. Bei der Wahl des Anbieters ist darauf zu achten, dass dieser über ein umfassendes Planungs-Knowhow sowie über ausgewiesene Kompetenzen bei Herstellung, Montage und Wartung verfügt. Im Idealfall verfügt das ausgewählte Unternehmen auch über weitere Kompetenzen im  Bereich Türen für die Gebäudesicherheit, wie etwa Rauchschutz-,  Schallschutz- oder Brandschutztüren.

 

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